Selbstständig während Elternzeit – Voraussetzungen
Bin ich dafür geeignet? Was sind meine Vorteile? Und wie gehe ich vor?
Der Wunsch, Familie und Beruf besser zu vereinen, bringt viele Eltern auf die Idee, sich während der Elternzeit selbstständig zu machen. Doch schnell tauchen Fragen auf:
Reicht meine Zeit?
Kann ich mir das leisten?
Was, wenn ich scheitere?
In diesem Artikel bekommst du Impulse, wie du herausfindest, ob eine Selbstständigkeit zu dir passt und wie du das Thema Schritt für Schritt angehen kannst.
Inhalte:
Das Wichtigste zuerst: Ist es erlaubt, sich in der Elternzeit selbstständig zu machen?
Ja, das ist erlaubt – auch wenn du währenddessen Elterngeld beziehst. Wichtig ist:
- Dein Arbeitgeber muss zustimmen.
- Du darfst im Schnitt nicht mehr als 32 Stunden pro Woche arbeiten.
- Dein Gewinn aus der Selbstständigkeit wird auf das Elterngeld angerechnet.
Tipp: Beim Elterngeld zählt der Gewinn, nicht der Umsatz – und zwar nach dem sogenannten Zuflussprinzip.
Das bedeutet: Für die Berechnung deines Elterngelds ist nicht entscheidend, wann du eine Rechnung schreibst, sondern wann das Geld tatsächlich auf deinem Konto eingeht.
Du rechnest also nur mit dem Geld, das dir im jeweiligen Elterngeldmonat tatsächlich zufließt. Von diesem Umsatz ziehst du dann deine betrieblichen Ausgaben (z. B. für Material, Software, Website oder Coaching) ab – übrig bleibt der Gewinn. Und nur dieser Gewinn wird auf dein Elterngeld angerechnet.
Wichtig zu wissen:
Wenn du z. B. eine große Rechnung im April schreibst, das Geld aber erst im Mai bekommst, zählt der Gewinn im Mai.
Deshalb lohnt es sich, bei der Planung deiner Einnahmen und Ausgaben genau hinzuschauen – du kannst mit guter Vorbereitung dein Elterngeld sinnvoll ergänzen und gleichzeitig steuerlich sauber arbeiten.
Vorteile einer Selbstständigkeit für Mütter
Was spricht dafür, sich in der Elternzeit selbstständig zu machen?
Mehr Flexibilität im Familienalltag
Starre Arbeitszeiten passen selten zum Leben mit Baby. Als selbstständige Mutter kannst du selbst bestimmen, wann und wo du arbeitest – sofern dein Kind (oder ein gutes Netzwerk) das zulässt.
Mehr berufliche Zufriedenheit
Viele Mütter entdecken während der Elternzeit neue Prioritäten und Perspektiven. Diese besondere Phase bietet die wertvolle Gelegenheit, sich beruflich neu zu orientieren und Wege einzuschlagen, die besser zu den eigenen Bedürfnissen und Lebenszielen passen. So wird die Elternzeit zum Startpunkt für eine erfüllender und selbstbestimmte berufliche Zukunft.
Neu orientieren nach der Elternzeit
Zusatzeinkommen und Testballon
Manche starten nebenberuflich, um die Selbstständigkeit zu testen. Andere wollen sich etwas zum Elterngeld dazuverdienen. Beides ist möglich – mit der nötigen Planung.
Sicherheit durch Rückkehroption
Solange du in Elternzeit bist und einen Arbeitsvertrag hast, hast du auch das Rückkehrrecht – ein psychologisch wichtiger Sicherheitsanker.
Voraussetzungen für die Selbstständigkeit in Elternzeit
Persönliches: Bin ich für die Selbstständigkeit geeignet?
Reflektiere ehrlich mit den folgenden Fragen:
1. Persönliche Eignung & Motivation
Arbeite ich gerne selbstverantwortlich und finde kreative Lösungen?
Bringe ich ausreichend Selbstdisziplin, Ausdauer und Organisationstalent mit?
Kann ich auch in unsicheren Situationen und bei schwankendem Einkommen ruhig und handlungsfähig bleiben?
Treffe ich gerne Entscheidungen und behalte auch unter Druck den Überblick?
Bin ich bereit, an mich zu glauben – auch wenn nicht alles sofort gelingt?
Wie stelle ich mir meine berufliche Entwicklung in den nächsten 2–3 Jahren vor?
Welche Werte möchte ich in meiner Arbeit leben – und wie kann ich sie konkret umsetzen?
2. Zeitmanagement & Vereinbarkeit mit Familie
Wie viele Stunden pro Woche kann ich realistisch für mein Business einplanen?
Bin ich flexibel genug, um auf die Herausforderungen von Familie und Beruf einzugehen?
Wie kann ich mit unvorhersehbaren Ereignissen (z. B. Krankheit des Kindes) umgehen?
Wie finde ich eine gute Balance, wenn mein Kind viel Aufmerksamkeit braucht und das Unternehmen gleichzeitig wächst?
Wie gut kann ich mit der Doppelbelastung von Familie und beruflichem Aufbau umgehen?
Welche Unterstützung habe ich durch Partner:in, Familie oder Freunde, um Beruf und Familie zu vereinbaren?
3. Geschäftsidee & Strategie
Habe ich bereits eine konkrete Geschäftsidee und ein grobes Konzept?
Bin ich bereit, Zeit in Planung, Buchhaltung, Marketing und Akquise zu investieren?
Wie finde ich meine ersten Kund:innen und baue mir ein tragfähiges Netzwerk auf?
4. Finanzen & Absicherung
Wie viel Geld benötige ich monatlich, um meine laufenden Kosten zu decken?
Welches monatliche Einkommen brauche ich aus der Selbstständigkeit, damit sie sich langfristig lohnt?
Verfüge ich über finanzielle Rücklagen für die Anfangsphase meines Unternehmens?
5. Langfristige Perspektive & Alternativen
Was passiert mit meinem Unternehmen, falls ich wieder in meinen früheren Job zurückkehre?
Was bedeutet es für mich, wenn ich mit meiner Selbstständigkeit scheitere – und wie kann ich daraus gestärkt hervorgehen?
Tipp: Lade dir die Reflexionsfragen als PDF herunter!
Du musst diese Fragen nicht allein beantworten.
Wenn du beim Reflektieren merkst, dass du dir mehr Klarheit, Struktur oder einfach jemanden an deiner Seite wünschst: In meinem Coaching unterstütze ich dich dabei, deinen eigenen Weg in die Selbstständigkeit zu finden – realistisch, machbar und passend zu deinem Familienleben.
Auch ich habe den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt – und weiß, wie wertvoll es ist, jemanden an der Seite zu haben, der Orientierung gibt und den Mut stärkt, den eigenen Weg zu gehen.
Hier erfährst du mehr über mein Coaching für Mütter
Formalia: Was muss ich rechtlich beachten, wenn ich mich in Elternzeit selbstständig machen will?
Anmeldung der Selbstständigkeit:
Bevor du mit deiner selbstständigen Tätigkeit startest, musst du sie offiziell anmelden. Je nach Art deiner Tätigkeit erfolgt die Anmeldung entweder beim Gewerbeamt (bei gewerblichen Tätigkeiten) oder beim Finanzamt (wenn du freiberuflich arbeitest, z. B. als Coach, Grafikerin oder Texterin). Außerdem solltest du prüfen, ob du umsatzsteuerpflichtig bist. Liegt dein Umsatz unter der gesetzlichen Grenze, kannst du die Kleinunternehmerregelung nach § 19 UStG in Anspruch nehmen und musst keine Umsatzsteuer ausweisen. Zusätzlich benötigst du vom Finanzamt eine eigene Steuernummer für deine Selbstständigkeit, die du zum Beispiel für deine Rechnungen brauchst.
Krankenversicherung:
Wenn du dich selbstständig machst, solltest du unbedingt auch deine Krankenkasse informieren. Denn im Gegensatz zum Elterngeld, das nicht beitragspflichtig ist, zählt das Einkommen aus der Selbstständigkeit zur Berechnung deiner Beiträge. Das kann bedeuten, dass du eigene Beiträge zur Krankenversicherung zahlen musst - je nachdem, wie viel du verdienst. Es ist daher sinnvoll, dich frühzeitig beraten zu lassen, ob für dich eine freiwillige gesetzliche oder private Krankenversicherung besser passt.
Sozialversicherung - was ist wichtig?
Wenn du in die Selbstständigkeit startest, lohnt es sich, einen Blick auf deine soziale Absicherung zu werfen. Je nach Tätigkeit - zum Beispiel in Lehr-, Pflege- oder künstlerischen Berufen - kann eine Pflicht zur Rentenversicherung bestehen. Aber auch ohne diese Pflicht kann es sinnvoll sein, freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen, um später keine Lücken zu haben. Außerdem solltest du klären, ob für deine Tätigkeit eine Pflicht zur Unfallversicherung über die Berufsgenossenschaft besteht. Das gilt insbesondere für handwerkliche oder körpernahe Berufe.
Absicherung durch Versicherungen
Je nach Branche und Tätigkeit kann eine Berufshaftpflichtversicherung wichtig sein, zum Beispiel wenn du in einem beratenden oder kreativen Bereich arbeitest und für Fehler verantwortlich gemacht werden könntest. Auch weitere Versicherungen wie eine Betriebshaftpflicht oder eine Vermögensschadenhaftpflicht könnten für dich infrage kommen. Ein kurzer Beratungstermin hilft, hier den passenden Schutz zu finden.
Was gilt gegenüber dem (alten) Arbeitgeber?
Wenn du während deiner Elternzeit oder in Teilzeit noch beim alten Arbeitgeber angestellt bist, musst du ihn über deine nebenberufliche Selbstständigkeit informieren. Grundsätzlich darf er sie nicht einfach verbieten - es sei denn, deine Tätigkeit steht in direkter Konkurrenz zum Unternehmen. Auch in deinem Arbeitsvertrag können bestimmte Regelungen dazu stehen - schau also lieber einmal mehr hinein.
Förderungen und Unterstützung für Gründerinnen
Gerade beim Start in die Selbstständigkeit gibt es verschiedene Förderprogramme, die dich finanziell oder beratend unterstützen können. Vielleicht hast du Anspruch auf einen Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit, ein Gründerstipendium oder eine Weiterbildungsförderung. Es lohnt sich, hier gezielt nach Angeboten für Frauen und Eltern zu schauen - oft gibt es speziell zugeschnittene Programme.
Was du über Buchführung und Steuern wissen solltest
Auch wenn dein Einkommen aus der Selbstständigkeit zu Beginn noch gering ist, musst du es dem Finanzamt melden. In der Regel reicht zu Beginn eine sogenannte Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR), bei höheren Umsätzen kann später eine Bilanz erforderlich sein. Am besten informierst du dich frühzeitig, welche Pflichten für dich gelten - oder holst dir Unterstützung durch eine:n Steuerberater:in.
Website & Datenschutz
Wenn du eine eigene Website nutzt, etwa für dein Angebot oder zur Kundenkommunikation, musst du bestimmte gesetzliche Anforderungen erfüllen. Dazu gehören ein korrektes Impressum sowie der Schutz personenbezogener Daten nach den Vorgaben der DSGVO. Es gibt viele kostenlose Checklisten und Vorlagen oder du lässt einmal drüber schauen, um auf der sicheren Seite zu sein.
Marken und eigene Produkte schützen
Wenn du unter einem bestimmten Namen auftrittst oder ein eigenes Produkt entwickelst, kann es sinnvoll sein, eine Marke beim Deutschen Patent- und Markenamt anzumelden. So schützt du deine Idee und verhinderst, dass andere sie einfach übernehmen. Eine Beratung oder eine einfache Recherche reicht oft schon, um zu prüfen, ob das für dich relevant ist.
Beratung hilft - gerade am Anfang
Du musst nicht alles allein herausfinden. Es gibt viele kostenlose und geförderte Beratungsangebote - zum Beispiel bei der IHK, den Handwerkskammern, Gründungszentren oder durch Gründercoaching. Dort bekommst du Hilfe bei der Planung, Finanzierung oder Klärung deiner Fragen - oft unkompliziert und auf Augenhöhe.
Praktisches: Welche Vorkehrungen müssen noch getroffen sein?
Finanzielle Planung & Kalkulation: Aufträge wirtschaftlich durchrechnen: Rechnet sich der Auftrag trotz Abzügen? Betriebsausgaben senken den Gewinn und damit auch die Elterngeldanrechnung. Was passiert, wenn ich kein oder nur wenig Geld verdiene? Reicht das Elterngeld aus, um die erste Zeit abzusichern?
Langfristige Perspektive planen: Schon während der Elternzeit überlegen, wie das Business nach dieser Phase weitergeführt werden kann.
Betreuung organisieren: Alternative oder spontane Betreuungsmöglichkeiten einplanen, um flexibel arbeiten zu können.
Netzwerke & Unterstützung: Kontakte aufbauen (z. B. zu anderen Gründer*innen), sich aktiv Hilfe holen – durch Familie, Freunde oder professionelle Beratung.
Arbeitsplatz organisieren: Einen geeigneten, ruhigen Arbeitsplatz schaffen – idealerweise abgetrennt von den Wohn- und Familienbereichen.
Technische Ausstattung prüfen: Rechner, Software, Internet, Buchhaltungstools, Website – alles sollte startklar sein.
Rechtliche Grundlagen klären: AGB, Verträge, Impressum, Datenschutzerklärung rechtssicher erstellen.
Notfallpläne entwickeln: Was tun, wenn Kind krank wird oder ein Projekt länger dauert als gedacht? Wer kann kurzfristig unterstützen?
Kommunikation klären: Wie erreichen Kund:innen mich (E-Mail, Telefonzeiten)? Klare Regeln für Erreichbarkeit aufstellen.
Zeitmanagement üben: Mit kleinen Testprojekten herausfinden, wie viel Zeit für Arbeit realistisch bleibt.
Selbstständig während Elternzeit in 8 Schritten
Hier könnt ihr die Liste downloaden
Weitere Tipps zum Gründen mit Baby
Früh mit dem Marketing starten
Lokale Angebote für Gründer:innen nutzen
Weiterbildung einplanen (z. B. Buchhaltung, Online-Marketing)
Netzwerke für Mütter suchen (z. B. Business-Clubs)
Unterstützung annehmen – privat wie professionell
Und genau hier setzt mein Coaching an.
Ob Marketing, Sichtbarkeit, Zeitplanung oder der Mut, überhaupt loszugehen – in meinem Business-Coaching unterstütze ich dich dabei, aus deinen Ideen ein tragfähiges Konzept zu entwickeln. Gemeinsam schauen wir, wie du deine Selbstständigkeit rund um dein Familienleben aufbaust, welche Schritte sinnvoll sind und wo du gezielt Unterstützung nutzen kannst.
Ich helfe dir, Klarheit zu gewinnen, Struktur in deine Gedanken zu bringen und einen Weg zu finden, der zu dir passt – ganz ohne Druck, dafür mit viel Feingefühl und einem Blick fürs Machbare.
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FAQ: Selbstständig während Elternzeit
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Während der Elternzeit dürfen Eltern maximal 30 Stunden pro Woche arbeiten, unabhängig davon, ob es sich um eine Teilzeitanstellung oder eine Selbstständigkeit handelt. Diese Grenze ist gesetzlich im § 15 Absatz 4 Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz (BEEG) festgelegt.
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Gewinne aus der Selbstständigkeit werden auf das Elterngeld angerechnet. Der Sockelbetrag von 300 Euro pro Monat, also der Mindestbetrag, der beim Basiselterngeld gezahlt wird, bleibt dabei unberührt.
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Ja – z. B. durch Kita, Tagesmutter oder Verwandte. Die Elternzeit dient primär der Betreuung, aber eine Fremdbetreuung ist rechtlich nicht ausgeschlossen.
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Ja, sobald du aktiv tätig wirst – nicht aber für erste Recherchen oder Ideenskizzen.
Fazit: Gründen in Elternzeit lohnt sich – mit Klarheit und guter Vorbereitung
Die Selbstständigkeit während der Elternzeit kann eine wunderbare Chance sein, neue berufliche Wege zu gehen - ganz im Einklang mit den eigenen Werten und dem Familienleben.
Mit einem klaren Plan, etwas Mut und der richtigen Unterstützung lässt sich vieles erreichen. Du musst diesen Weg nicht allein gehen - es gibt viele Möglichkeiten, dich gezielt vorzubereiten und deinen eigenen, stimmigen Weg zu gestalten.
Du möchtest deine Idee weiterentwickeln, Klarheit gewinnen und selbstbewusst losgehen? Dann begleite ich dich gerne auf deinem Weg!
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